Mittwoch, 18. April 2018

Gartenbaukunst in England: im magischen 'Tempel der Freiheit' kann man sogar übernachten

Gothic Garden Temple bei Oxford | Umgeben von einem historischen Landschaftspark versetzt diese exzentrische Unterkunft in einem denkmalgeschützten neugotischen Tempelbau seine Gäste zurück in die Welt des 18. Jahrhunderts | Der malerische Architekturjuwel von 1745 ist Teil eines weitläufigen Landschaftsgartens, bestehend aus Bäumen, Denkmälern, Brücken, Seen und Follies. Heute haben Gäste die Möglichkeit, eine Nacht in dem bizarren Park-Monument zu verbringen
Gothic Temple
Die extravagante Unterkunft im Zierbau eines englischen Landschaftsparks lässt Gäste in die Welt des 18. Jahrhunderts eintauchen 

Als very british und sehr abgelegen erweist sich die gleichermaßen kuriose wie exzentrische Unterkunft in einem gotisch anmutenden Tempel inmitten eines weitläufigen Landschaftsparks nordöstlich von Oxford. 

Drei Türme auf dreieckigem Grundriss beherbergen zwei Schlafzimmer, Küche und Bad, die eine kreisrunde Wohngalerie unter goldener Mosaik-Kuppel flankieren. Den Schlüssel zu dem exponiert auf einem Hügel platzierten Domizil inmitten einer 140 Hektar großen Anlage händigt der Schulpförtner eines angeschlossenen Elite-Internats aus. 

Sehen, aber auch gesehen werden, so lautet die Devise des magischen Tempelbaus aus dem 18. Jahrhundert - damals wie heute.

Der sakralartige Bau mit seinem gotischen Maßwerk, den burgförmigen Zinnen und den Turmbekrönungen wirkt von außen eindrucksvoll und ehrfurchtgebietend, fast schon abweisend. Doch kaum betritt man das Innere durch eine metallbeschlagene Holztür, findet man sich in eine übersichtlich gegliederten Halle wieder, die viel mehr Behaglichkeit ausstrahlt, als der äußere Anschein vermuten lässt.

Der Blick des Besuchers wandert unweigerlich nach oben, wo eine prächtig glänzende, mit Goldmosaik überzogene Kuppel zum Staunen verführt. Die Ecktürme beherbergen allesamt runde Zimmer: eine gut ausgestattete (runde) Küche, ein (rundes) Bad mit freistehender Wanne und bunten Fenstern, oben die zwei (runden) Schlafzimmer. Im ersten Stock blickt man von der Ballustrade der kreisrunden Galerie  hinab ins Wohnzimmer oder auch nach draußen in den Park: Antike Sekretäre und steinerne Bänke mit Sitzpolstern laden zum kontemplativen Verweilen ein und bieten teilweise grandiose Ausblicke auf exakt ins Blickfeld platzierte Monumente, Tempel oder Seen.

Der Grundriss des Gebäudes ist dreieickig, doch in jedem der drei Ecktürme befindet sich ein rundes Zimmer, und auch der offene hohe Raum im Zentrum, das Wohnzimmer, bildet durch die Kuppel einen Kreis im Dreieck. Eine umlaufende Galerie im ersten Stock wieder-holt noch einmal die Rundung. Die sakrale Atmosphäre wird durch die wohnliche Einrichtung abgemildert: eine Ess- sowie eine gemütliche, knallbunte Sofaecke, Bücherschränke und -vitrinen, bestückt mit Lesestoff über die Historie und die Natur des Parks, und französische Türen in gotischen Bögen, die zum Park hinausführen.

Der malerische Prachtbau wurde vom Schöpfer der berühmten Londoner Konzertkirche St. Martin in the Fields zwischen 1741 und 1745 als ein sogenannte Folly errichtet, ein kurioses Gebäude, das nicht unbedingt einen praktischen Nutzen erfüllen musste. Der gotisch anmutende Bau erfüllte allenfalls einen sehr profane Zweck: er diente nämlich der vornehmen Gesellschaft um den Auftraggeber Lord Cobham als Regenschutz und Aussichtspunkt auf ausgedehnten Spaziergängen durch den weitläufigen Park.

Auch unter dem Namen 'Tempel der Freiheit' bekannt, gilt der Bau als Höhepunkt von Cobhams politischer Gartenkunst. Sein Landschaftsgärtner Lancelot Brown formte und komponierte die Landschaft des Parks durch seine meisterhafte Technik des painting with nature wie ein Gemälde, indem er durch Bäume, Monumente, Follies, Brücken, Seen oder auch durch Weite genau kalkulierte rhythmische Akzente setzte und dem umherschweifenden Auge Orte zum Verweilen bot.

Dies ist ein wahrhaft magischer Ort voll verborgener Bedeutung, politischer Auseinandersetzung und aristokratischer Annehmlichkeiten des 18. Jahrhunderts. Das Ambiente des Tempels, der etwas muffige Geruch, die unverputzten Sandsteinwände und das Fehlen jedweder moderner Kommunikationsmittel wie Telefon, Radio oder gar TV, all das hilft, sich in die Welt des 18. Jahrhunderts zurückzuversetzen. 

Die Lage mitten im wunderschönen Park, den Eintritt zahlende Tagesgästen gerne für Picknicks nutzen, und die vielfältige Flora und Fauna bieten wahrhaft fürstlichen Genuss. 
Alles in allem ein wunderbares Gesamtkunstwerk, das nicht nur zum Sinnieren und Spazieren einlädt, sondern auch Ubernachtungen !

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